Eine bayerische Studie zum Potential von neuen Pumpspeicherkraftwerken.
Zusammenfassung und Kommentar:
6.1.1 Mindestanforderungen
Bayerisches Landesamt für Umwelt; Analyse der Pumpspeicherpotentiale in Bayern Endbericht
Die Kriterien, die ein möglicher Pumpspeicherstandort erfüllen muss, wurden wie folgt festgelegt:
• Fallhöhe ≥ 200 m
• Installierte Leistung ≥ 100 MW (Arbeitsvermögen entspricht 6 Turbinenstunden)
• Horizontale Entfernung zwischen den Becken ≤ 5 km
Seltsam. Sollte die Entfernung von den Becken nicht von der nutzbaren Energie abhängig sein?
Warum nicht 150m Fallhöhe und wieso nur mit größer 100MW Leistung?
Hier ein interessanter 11 min Bericht über den Bau eines Kleinkraftwerks, das Rellswerk. Zufluss ist sehr gering, aber das Wasser lässt sich bei Stromüberschuss in den 514 m höheren Lünersee hochpumpen. Von dort kann das Wasser bei Bedarf in das 974 m tiefere Latschau Staubecken laufen. Latschau-Lünersee ist auch ein Pumpspeicherkraftwerk. Ich vermute im Winter (kein Zufluss) wird das Wasser auch in den kleinen See am Rellswerk zurücklaufen.
Das Rellswerk hat eine Pumpenleistung von 13,2 MW. Als Turbine bekommt man 10,4 MW zurück. Wieso interessiert sich die Bayerische Regierung also nur für Leistungen größer 100 MW?
Weiter im Bericht:
6.1.3 Topographische Analyse Im ersten Schritt des Flächenscreenings werden mit Hilfe moderner GIS Werkzeuge topographisch geeignete Flächen, die die notwendigen Geländeeigenschaften aufweisen, automatisiert und flächendeckend gefunden. Hier kommt ein Digitales Geländemodell zum Einsatz, welches aus quadratischen Rasterzellen mit einer Kantenlänge von 50 m besteht, für die Höhenwerte hinterlegt sind. Alle Rasterzellen, die im Umkreis (Radius) von 5.000 m eine Höhendifferenz von mindestens 200 m aufweisen, werden als geeignet erachtet.
Bayerisches Landesamt für Umwelt; Analyse der Pumpspeicherpotentiale in Bayern Endbericht
Erstaunlicherweise spuckt der Computer 9,8% der Fläche Bayerns als geeignet für Oberbecken aus. Da muss man dann 1,8% wegen Umweltschutzgründen und 0,6% wegen Siedlungen abziehen. Es verbleiben 7,4% der Fläche Bayerns für Oberbecken. Unterbecken lassen sich mehr finden. Wenn das Flächen an einem Hang sind, helfen die natürlich oft nicht. Wenn man diese Flächen ausschließt verbleiben:
31.233 Beckenkombinationen, die sämtliche Mindestanforderungen erfüllen. Diese Zuordnungen setzen sich aus 2.202 Potentialflächen für Becken mit Ringdamm und 5.043 Potentialflächen für Talsperren zusammen. Die hohe Anzahl an Beckenkombinationen kommt dadurch zustande, dass viele Becken Mehrfachzuordnungen zu anderen Becken besitzen. Die Kenndaten der einzelnen Beckenkombinationen sind dabei sehr variabel. Die berechneten Pendelwassermengen reichen von 0,34 Mio.m³ bis ca. 180 Mio. m³; die Fallhöhen von 180 m bis ca. 1.600 m und die Leistungen bei 6 Turbinenstunden von 100 MW bis knapp 19.000 MW.
Bayerisches Landesamt für Umwelt; Analyse der Pumpspeicherpotentiale in Bayern Endbericht
Es gibt also 7245 potentielle Oberbecken. Wieviel Oberbecken ließen sich wohl finden, wenn man 7 statt 5 km annimmt? Oder bei 5 km 150 m Höhenunterschied? Oder Energieinhalt 6 Stunden x 25 MW statt 6 Stunden x 100 MW ? Soviel zum Thema „das Potential für Pumpspeicherkraftwerke ist ausgeschöpft.
Es werden dann nach Kriterien denen ich nicht zustimme ein paar besonders gute Potentiale vorgestellt. Z.B Viechtach mit mehr als 6 GWh Energieinhalt:
Die Auswirkungen des Vorhabens werden für das naturschutzrechtliche Bewertungskriterium Artenschutz als hoch prognostiziert. Der Bau des Oberbeckens und die dabei erforderliche Rodung von Bergwald sowie die Überbauung und der Anstau eines Baches kann für mehrere nach derzeitigem Datenstand im Umfeld der Beckenstandorte vorkommende Arten kaum oder nur mit erheblichem Aufwand kompensiert werden, so dass ein hohes Genehmigungsrisiko verbleibt. Die Verifizierung der tatsächlichen Besiedelung der Standorte und Gewässer durch hochgradig schützenswerte und empfindliche Arten insbesondere Auerhuhn, Schwarzstorch, Uhu, Fischotter, Flussperlmuschel ist erforderlich. Das Kriterium Gewässerökologie ist ebenfalls von hoher Genehmigungsrelevanz, da durch den starken Eingriff in einen natürlichen Bachlauf die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie voraussichtlich nicht erfüllt werden. Für das Bewertungskriterium Landschaftsbild und Erholung ist ebenfalls eine hohe Beeinträchtigung gegeben, die insbesondere durch das hohe Dammbauwerk des Unterbeckens sowie die Fernwirkung beider Becken gegeben ist. An diesem Standort sind keine Natura 2000 Gebiete betroffen, andere Aspekte wie die Betroffenheit von Schutzgebieten sind voraussichtlich eher von mittlerer Relevanz.
Der potentielle Pumpspeicherstandort steht im Bereich des Unterbeckens in direktem Konflikt mit einer öffentlichen Wasserversorgung. Bei Realisierung wäre der Schutzzweck des Wasserschutzgebietes nicht mehr erfüllbar, die Wasserfassung aufzulassen und zu ersetzen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt; Analyse der Pumpspeicherpotentiale in Bayern Endbericht
Erstaunlicherweise ist das Walchenseekraftwerk kein Pumpspeicherkraftwerk. Der obere Walchensee wird zur Wasserversorgung Münchens genützt. Als ob man da keine Alternativen finden könnte. Deshalb darf kein Wasser vom Kochelsee hochgepumpt werden. Wasser vom Rissbach und der Isar fließen in den Walchensee. Bei Strombedarf fließt das Wasser in den Kochelsee.
Am Kochelsee liegt Schlehdorf mit 1226 Einwohnern und Kochel am See mit 4092 Einwohner. Aber niemand müsste ja wegziehen. Der Kochelsee ist fast 6 Quadratkilometer groß mit einer mittleren Tiefe von 31 m.
Der Walchensee hat 16 Quadratkilometer mit 81 m mittlerer Tiefe. Erstaunlicherweise bestimmt der untere See das Potential. Was die Frage aufwirft, ob sich nicht in der Nähe ein weiteres unteres Becken finden ließe.
Der Höhenunterschied zwischen den zwei Seen ist gut 200m. Damit hätten sie die Mindestanforderungen der bayerischen Studie knapp geschafft.
Wo kein Wille, da kein Weg.